Wer sollte den Big Five Test machen?
Warum Singles einen Persönlichkeitstest machen sollten
Jedes Kind weiß, dass man in einer Beziehung zusammenpassen sollte. Was das aber genau bedeutet, dieses „Zusammenpassen“ darüber gibt es verschiedenste Meinungen.
Der Volksmund meint erst schlau „Gegensätze ziehen sich an“ – dann heißt es aber auch wieder „Gleich und gleich gesellt sich gern“. Was stimmt nun? Sollten Liebespaare verschieden sein oder gleich?
Als Single solltest du vor der Partnersuche darüber Bescheid wissen, wo du in deinen Persönlichkeitseigenschaften einzuordnen bist. Dann kannst du auch Schlüsse darauf ziehen wie dein zukünftiger Partner sein soll, beziehungsweise, wie er auf gar keinen Fall sein soll:
Gleich & gleich gesellt sich gern VS. Gegensätze ziehen sich an
Manche Dimensionen ziehen sich nämlich tatsächlich an und manche stoßen sich ab! Hier ein paar verständliche Beispiele:
- In der Dimension „Gewissenhaftigkeit“, vor allem „Fleiß“, bist du sehr hoch. Das bedeutet, dass du ständig am arbeiten bist, etwas Sinnvolles tun willst und es nicht ausstehen kannst, wenn andere Menschen lieber mal ihre Zeit vergeuden und so wenig wie möglich produktiv sind.
Wenn du also in dieser Dimension hoch bist, darfst du dir auf keinen Fall einen Partner wählen, der niedrig in „Gewissenhaftigkeit“ ist. Unterschiede in dieser Dimension stoßen sich ab!
- Du bist hoch in „Extraversion:“ Das heißt, du willst am Liebsten immer um andere Menschen sein, mit ihnen quatschen, Geschichten austauschen und bist immer auf Partys und Events unterwegs. Wenn du dir jetzt aber einen Lebenspartner holst, der sehr niedrig in Extravertiertheit liegt (umgangssprachlich auch „introvertiert“ genannt) dann wird das immer und immer wieder Streit geben.
- „Neurotizismus“ ist demgegenüber eine Dimension, bei der beide Partner NICHT auf dem gleichen Niveau sein sollten! Hier ziehen sich Gegensätze an! Neurotizismus ist die Dimension, die die allgemein Ängstlichkeit, Furchtsamkeit und das Rückzugsverhalten bestimmt. Wenn also beide Partner ungemein ängstlich sind, überall Schreckliches vermuten, dann verstärkt sich das natürlich gegenseitig und irgendwann herrscht nur noch Elend und Paranoia!
Okay, ich habe den Test gemacht und weiß jetzt, wo ich persönlich stehe. Wie kann ich jetzt herausfinden, welche Persönlichkeit mein Gegenüber hat?
Wenn du dir aber deinen Big Five Testbericht ganz genau durchliest, wirst du merken, welche Adjektive (Eigenschaftswörter) immer wieder vorkommen. Diese „klumpen sich“ oder „kreisen“ sozusagen um eine gewisse Charaktereigenschaft.
Nehmen wir mal die Gewissenhaftigkeit. Wenn einer fast ausschließlich von Dingen spricht wie
- Wie viel er /sie arbeitet, wie er etwas produktiver & effizienter gemacht hat, wie er sich in seinem Job & seinem Unternehmen abstrampelt
- Wie sehr er Leute, die nicht so fleißig sind, abkanzelt, sie abschätzig behandelt
- Wie sehr er Müßiggang hasst, also keine sinnvolle Beschäftigung zu haben
- Auch ein zuverlässiger Indikator: Wie sehr er Schwarz-Weiß Denken an den Tag legt!
Warum Menschen in einer Beziehung einen Big Five Persönlichkeitstest machen sollten
Gleich vorneweg: Falls Du in deiner Beziehung in allen Belangen rundum zufrieden bist, brauchst du keinen Persönlichkeitstest. Wobei du damit aber natürlich mit den Testergebnissen herausfinden könntest, warum alles so toll läuft.
Wenn du aber in einer Beziehung bist, in der es öfter mal so richtig kracht, dann solltest du dir überlegen an was es liegt. Wenn es nämlich so ist, dass du und dein Partner nicht harmonieren (je nach Dimension siehe Abschnitt oben) dann wird das auf Dauer eine extrem schwierige Kiste.
An dieser Stelle stellt sich also folgende Fragen
- „Passen wir von der Persönlichkeitsstruktur her schlecht zusammen?“ Dann kann man an dieser Differenz unter Umständen arbeiten. Der eine muss ein wenig in Richtung des anderen handeln, auf ihn / sie zugehen, je nach Dimension. Dafür musst du aber erst mal wissen wie Du bist!
- „Passen wir von der Persönlichkeitsstruktur her überhaupt nicht zusammen?“ So schwierig es an dieser Stelle auch sein mag – bei eklatanten Persönlichkeitsdifferenzen (im Sinne, dass sie eben nicht harmonieren) bleibt nur noch die Trennung übrig.
Menschen können zwar ein wenig an sich und an ihrem Verhalten arbeiten – aber im Großen und Ganzen bleiben wir, wer wir sind. Ein Leben lang.
Ach ja, das was eben beschrieben wurde, nennt sich auch „Eheberatung“ und kostet ein Vermögen, viel Zeit und Nerven. Dass der Berater herausfindet, woran die Problematik genau liegt, ist außerdem sehr fraglich, da in diesem Bereich die Big Five nicht verwendet wird. Oder hast Du schonmal davon gehört, dass vor einer solchen Beratung beide Partner erst mal einen Persönlichkeitstest machen sollen?
Warum Menschen, die sich beruflich neu orientieren diesen Test machen sollten
Du möchtest einen neuen Job anfangen? Die Karriereleiter wechseln oder dich sogar selbständig machen? Dafür solltest du vorher aber erst mal wissen, für welche Berufe du überhaut geeignet bist. Es hilft überhaupt nichts, eine Karriere einzuschlagen, die zwar lukrativ sein mag – du dich aber jeden Tag voller Unbehagen in die Arbeit schleppst.
Welche Jobs sind für wen nicht geeignet? Nun, einfach Beispiele wären folgende:
Du bist extrem „introvertiert“ – Jobs, in denen Du viel mit Leuten zu tun hast oder in denen du öffentlich auftreten musst, fallen für dich flach
Du bist niedrig in „Offenheit für Erfahrung“: Dich interessieren neuartige Konzepte eher weniger, kreative Ideen hast du auch eher selten. Mit dieser Persönlichkeitsstruktur ist davon abzuraten, bei einem künstlerisch orientierten Arbeitgeber anzuheuern
Du bist eher niedrig im Bereich „Gewissenhaftigkeit“: Berufe, in denen man 80 Stunden die Woche ranklotzen muss, um es bis in die oberen Ränge zu schaffen, solltest auf keinen Fall in Betracht ziehen. Was dabei herauskommt hat einen treffenden Begriff: „Burnout“!
Noch einige Hinweise an diejenigen, die dem Unternehmertum liebäugeln. Das ist ja momentan sehr im Trend.
Vor allem in den sozialen Medien wie YouTube wird einem vorgegaukelt. jeder könne jetzt auf einmal „Entrepreneur“ werden.
Wenn wir uns aber die Persönlichkeitsstruktur ansehen, die ein erfolgreicher Unternehmer haben muss, wird schnell klar, dass es solche „Typen“ nur sehr selten gibt… wenn du also in deinen Testergebnissen nicht folgende Dimensionswertungen aufweist, solltest Du es mit der Selbständigkeit lieber bleiben lassen. Vorsicht ist besser als Nachsicht:
Die Charaktereigenschaften eines Entrepreneurs
- Hohe Gewissenhaftigkeit: Als selbständiger musst du immer und überall arbeiten. 80h-Woche, Monatelang, Jahrelang. Wenn du hier keine hohe, bzw. sehr hohe Wertung hast, wird dich das auf Dauer fertig machen. Du kannst dich nicht selbst auf Dauer zum arbeiten zwingen. Es gibt eben einfach den Typ „Arbeitstier“!
- Niedriger Neurotizismus: Ein anständiger Entrepreneur hat weder die Zeit- noch die nervliche Kapazität dafür, sich wegen allem ständig Sorgen zu machen. Ein Unternehmer hat keine Angst, er stürmt nach vorne, springt über alle Hürden, denkt nicht allzu viel über risikoreiche Entscheidungen nach (bzw. lässt sich von ihnen lähmen) und ist immer frohen Mutes, dass seine Projekte funktionieren.
- Hohe Offenheit für Erfahrung: Das, was es gibt, gibt es schon. Der Unternehmer der Stunde muss also etwas Neues erfinden, entdecken, ausklügeln. Wenn er nicht mindestens hoch in der Dimension Offenheit für Erfahrung liegt, er keine kreativen Ideen hat, wird das nichts mit der steilen Karriere. Er kann höchstens die bereits bestehenden Systeme und Produkte noch verbessern, was aber nicht allzu verlockend ist.
- Hoher Enthusiasmus: Wenn dich dein neues Projekt nicht aus den Socken haut und dich begeistert, wirst du nicht dauerhaft arbeiten wie verrückt. Eine solche Arbeitsleistung bringen nur Leute zu Stande, die sich von einer Idee anstecken lassen und dann ihr ganze Leben damit zubringen, diese Idee zu verwirklichen. Enthusiasmus ist ein Teilaspekt von „Extraversion“ – und wenn darin nicht auch zumindest überdurchschnittlich bist, dann wird dein Arbeitseifer einfach zu schwach sein, um auf Dauer genug Gas geben zu können.
Wir haben jetzt noch gar nicht über den Intelligenzquotioneten gesprochen! Jetzt könnte ich natürlich lustige Berechnungen anstellen, wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, dass ein einzelner all diese Eigenschaften gleichzeitig aufweist plus noch superschlau ist. Aber, wie du dir bereits denken kannst, kommen nur wirklich extrem wenige Leute in diese Auswahl. Im besten Fall ist die Chance 1/81 (bei 4 Dimensionen, Umgänglichkeit weggelassen) also 1,2 Prozent – und das ohne den IQ mit einzubeziehen!
Dieser Typ Mensch ist es auch, von dem Dr. Jordan Peterson in seinem legendären Interview mit Cathy Newman spricht: Die superschlauen, hyper-aktiven arbeitssüchtigen Risikoverabscheuer. Ihr könnt euch den Teil hier in deutscher Synchronisation anschauen: Video auf YouTube